Die Kopfgelenkasymmetrie führt vermutlich im Sinne einer bedeutenden Mitursache zu Nackenschmerzen: Die nach links vorne verdrehten oberen Halswirbel führen zu einem linksseitig stark gespannten Schulterblatthebermuskel (Musculus levator scapulae), der Riemenmuskel (Musculus splenius capitis et cervicis) steht beidseitig aufgrund der allgemeinen, bei Kopfgelenkasymmetrie vorherrschenden Kopfvorhaltung ebenfalls in Dauerspannung. Der gesamte obere Schultergürtel ist Kopfgelenkasymmetrie bedingt sehr hart und myogelotisch.
Sobald die Digastricus-Muskelumlagerung vorgenommen wird, wird der obere Schultergürtel sofort weicher und ein tiefgreifender Entspannungsprozess setzt ein: Die Kopf-Rumpf-Beziehung ändert sich dergestalt, dass die Kopfvorhaltung einer Gerad-Haltung weicht; war der Hals vor Therapie eher in kyphotischer Stellung, ist er nach Therapie lordotisch geschwungen, der Kopf sitzt senkrecht auf. Die Spannung im linken Schulterblatthebermuskel, in den Riemenmuskeln und im oberen Schultergürtel lässt sofort merklich nach, aber insbesondere nach der vibratorischen Umstimmungsmassage, so dass der Hals-/Nackenbereich ganz weich wird. Die folgenden Kasuistiken erläutern diesen Sachverhalt:
(1) Eine Patientin (* 1933) litt besonders stark an Nackenverspannungen, insbesondere am Morgen. Anamnestisch wurde am 18.1.2011 folgendes festgehalten:
Seit 6/2010 zunehmende Schmerzen im dorsalen Halsbereich rechts, am schlimmsten morgens vor + nach dem Aufstehen, verstärkt bei Bewegung; kann Kopf nicht mehr nach rechts drehen, deshalb nicht mehr Autofahren, nach links auch eingeschränkt. Restless-Legs-Syndrom, Schlafstörungen, Schlafapnoe seit drei Jahren. Starke Analgetika.
Die obere Nackenregion war extrem schmerzhaft; es handelte sich um einen Torticollis-artigen Dauerzustand.
Sobald der Digastricus-Muskeldruck von den Kopfgelenken entfernt wurde, entstanden extrem große Drehwinkelzuwächse, insbesondere bei der Seitneigung. Über alle drei Parameter hinweg fand eine Drehwinkelerweiterung von 34% statt. Die Kopfbeweglichkeit ging bei der Drehung und Seitneigung von einer starken einseitigen Einschränkung in die Symmetrie über. Die Patientin konnte vor Therapie den Kopf nur unter Schmerzen ganz minimal bewegen, was sich nach Therapie in starkem Maße normalisiert hatte. Dies ist beweisführend für die Kopfbeweglichkeit einschränkende Wirkung der Kopfgelenkasymmetrie. Was sich bei den Kopfgelenken qualitativ geändert hatte, ist höchst beeindruckend und man versteht, warum die Patientin voller Freude ist:
So, jetzt soll ich nochmal sagen: Ich bin ein neuer Mensch!, ja, und das mache ich gerne. Ich fühle überall Erleichterung. Und das kann ich jedem jetzt in vollem Bewusstsein sagen, der es hören oder auch nicht will. (lacht)
Ersichtlich wird, dass die Digastricus-Muskelumlagerung und die anschließende Massage zu einer sehr tiefgreifenden Entspannung im Hals-Nacken-Bereich, zu einer Besserung und zu einem Gefühl des Wohlbehagens geführt hatte, das die Patientin in großer Freude mitteilen möchte.
(2) Die junge Patientin (*1993) litt nach eigenen Angaben an Migräne und anfallsartigem Augendruck. Die Nackenschmerzen standen somit nicht im Vordergrund, die Erleichterung gleich nach Therapie (27.12.2011) manifestierte sich aber vornehmlich im Bereich des oberen Nackens. Im weiteren Verlauf und nachdem die Stellung der Kopfgelenke zwei Mal kontrolliert worden war, blieben die bedenklichen Symptome langfristig aus. Folgendes teilte die Patientin spontan, gleich nach der Digastricus-Muskelumlagerung mit:
"Ich fühle mich leichter in diesem Bereich (zeigt auf die linke obere Nackenregion). Ich fühle mich besser, ich fühlte mich dort sehr beschwert, sehr erschöpft und jetzt fühle ich mich plötzlich viel leichter, besser." "Leichter?" "Ja." (auf Spanisch)
Dies ist Beweis führend dafür, dass die alleinige Digastricus-Muskelumlagerung zu einer positiven, qualitativ neuen physiologischen Situation führt, die zunächst den oberen Schultergürtel entspannt und in der Folge tiefgreifende therapeutische Wirkungen zeitigt.
(3) Patientin (* 1973) wurde am 25.9.2010 behandelt. Sie schilderte die starken Nackenschmerzen folgendermaßen:
Nachts werde ich wach vor Rückenschmerzen, tagsüber habe ich einen ständigen Druck auf die Wirbelsäule in der Mitte, wo ich auch Nackenverspannungen habe, ganz extrem, dass es hinten am Hals hochzieht, im Hinterkopf dann das Gefühl habe, es wäre blutleer, was so eine Art Kribbeln ist, wo ich dann so hinten am Kopf schon einmal reiben muß, ob da überhaupt noch etwas ist.
Die Patientin erklärt, Verspannungen aus der Brustwirbelsäule zögen am Hals-Kopf-Übergang hoch und führen zu einem Spannungsgefühl am Hinterkopf und Missempfindungen (Kribbeln). Gleich nach der Digastricus-Muskelumlagerung verlautbarte sie folgendes:
Ja, der Nacken tut nicht mehr weh! Also nicht mehr so stark wie vorhin. (Prüft die Kopfdrehung.) Also rechts gar nicht mehr, links noch so ein bisschen minimal. (Prüft Beugung und Streckung.) Und dieses Kopfneigen,... geht auch besser. Der Druck im Rücken ist im Moment auch weg. Und es kribbelt hier hinten leicht im Kopf. Ja, es kribbelt jetzt so im gesamten Kopf-Schulter-Bereich, kribbelt und vibriert (lacht). Ganz komisch, aber angenehm.
Der plötzlich schmerzfreie Rücken, weist auf die entwringende Wirkung der Digastricus-Muskelumlagerung hin; das 'Kribbeln' am Hinterkopf auf optimierte Durchblutung. Bei einer Folgeuntersuchung am 13.11.2010 teilte die Patientin mit, dass die o.g. Symptomatik seit der Behandlung vollständig ausgeblieben sei.
Dass der obere Schultergürtel sofort weicher wurde und ein tiefgreifender Entspannungsprozess eingesetzt hatte, hat sich bei allen drei Patientinnen erwiesen: Bei der ersten, älteren Patientin mit extremer Erweiterung und Symmetrisierung der Kopfbeweglichkeit nach Therapie tritt Freude und Erleichterung über den qualitativ neuen und besseren Zustand der Kopfgelenke deutlichst zutage, nicht minder und in etwas anderer Weise ist dies bei der viel jüngeren Patientin spontan geschehen, deren Eltern anlässlich der schweren Kopfschmerzattacken ihrer Tochter hoch besorgt mehrmals mitten in der Nacht ärztlichen Beistand aufgesucht hatten. Auch sie drückt tiefe Freude und Befriedigung über den neuen Zustand aus. Schließlich ist die dritte Patientin in mittlerem Alter mit extremen Nackenschmerzen ganz verblüfft über den unmittelbaren Effekt der Digastricus-Muskelumlagerung auf den Spannungszustand ihres Schultergürtels und die Durchblutung am Kopf-Hals-Übergang. Bei den drei Patientinnen hatte sich heraus gestellt, dass die unmittelbare Auswirkung der Kopfgelenktherapie in einer Verminderung des Muskeltonus des Schultergürtels bestand.
Die meistens vorfindbare Kopf- und Schultervorhaltung mit einhergehender Schulterverspannung ist mit einer Steilstellung der Halswirbelsäule vergesellschaftet. Durch die Digastricus-Muskelumlagerung wird eine Lordosierung der Halswirbelsäule ausgelöst, weshalb sich der Kopf aufrichten und die Schultern weiter hinten gehalten werden können. Zwar fanden bei den drei Patientinnen besonders prägnante Schultergürtel-Entspannungen statt, das Phänomen ist jedoch nach jeglicher Kopfgelenktherapie feststellbar.