Kopfgelenktherapie nach Picard
die Website ist auf deutschin englishen españolen français

Kieferschmerzen

Schmerzen der Kiefergelenke sind Folgen der Kopfgelenkasymmetrie: Wenn der Unterkiefer aufgrund der Raumforderung des linken Axisfortssatzes gedrückt wird, entsteht im linken Kiefergelenk tendenziell eine Distraktion nach vorne außen (ventral lateral) und im rechten eine Kompression nach hinten innen (dorsal medial); der gesamte Unterkiefer wird nach links außen geschoben (Lateralverlagerung). Es beginnt in jungem Alter mit inapparenter Kiefergelenksymptomatik bei vorhandenem Bruxismus. Sobald die Abrasion der Zähne etwas weiter fortgeschritten ist, entsteht Druck auf die Kiefergelenkkapsel (Kiefergelenkkompression): Die mögliche Kieferöffnung wird immer kleiner, es entsteht ein Gefühl von Steifigkeit im Gelenk, man hört es reiben (Crepitation) und wenn man stärker zubeißt, kann stechender Schmerz auftreten. Bei allzu locker gewordener Muskulatur (Muskelatrophie) kann sich das ligamentäre Gewebe um das Kiefergelenk stark überdehnen; dann entsteht eine Hypermobilität der Kiefergelenke: In alle mögliche Richtungen lässt sich das Kiefergelenk bewegen und die Öffnung des Mundes ist extrem weit möglich (diskoordinierte Bewegungsmuster). Es entstehen ziehende Spannungsschmerzen im Gelenkbereich. Wenn sich das Gelenk stark nach außen verschiebt (Lateralverlagerung), knackt es beim Öffnen des Mundes hörbar, weil das Ligamentum laterale angerissen und in Schwingung versetzt wird. Bei dekompensierter Kopfgelenkasymmetrie öffnet sich der Mund in starkem Bogen nach rechts.

Die Kopfgelenktherapie führt bei Craniomandibulärer Dysfunktion in der Regel zu einer langfristigen Remission, weil der Unterkiefer fortan mittiger artikuliert und Kompressionen und Distraktionen im Kiefergelenksbereich nicht mehr vorkommen. Kieferknacken und Krepitation können nach Therapie spontan aufhören, Patienten fühlen große Erleichterung.


(1) Eine Fachärztin für Kieferorthopädie schrieb gleich nach Therapie (17.6.10) folgende Bemerkungen:

  • Ich kann besser schlucken,
  • die Seitbewegung des Unterkiefers nach links ist möglich,
  • die Augenbewegung links ist im größeren Ausmaß möglich,
  • die Muskelspannung links im Kiefer und Halswirbelsäule hat sich verringert,
  • die Kopfrotation nach links und rechts hat sich verbessert.
Ich kann besser schlucken, die Seitbewegung des Unterkiefers nach links ist möglich, die Augenbewegung links ist im größeren Ausmaß möglich, die Muskelspannung links im Kiefer und Halswirbelsäule hat sich verringert, die Kopfrotation nach links und rechts hat sich verbessert.

Wenn der Digastricus linksseitig nach vorne verlegt wird, entsteht ad hoc die Fähigkeit, den Unterkiefer seitlich nach links zu bewegen, die vorher nicht bestanden hatte. Die verbesserte Schluckfähigkeit hängt damit zusammen, dass das Zungenbein stärker und symmetrischer durch den hinteren Digastricus-Muskelbauch angehoben werden kann, was für den Schluckvorgang wesentlich ist. Sogar die Koordination der Augenmuskulatur wird linksseitig erweitert.

Insgesamt ist durch die Selbstbeobachtung der Kieferorthopädin deutlich geworden, dass die Umlagerung des linken hinteren Digastricus-Muskelbauches bei ihr zu einer spontanen und weitreichenden Verbesserung der Kiefergelenkfunktionen geführt hatte. 


(2) Eine Patientin (* 1976) litt nach eigener Schilderung bereits jahrelang unter Craniomandibulärer Dysfunktion; ihre Schilderung legt spezifisch nahe, dass es die Folge einer verschlimmerten Kopfgelenkasymmetrie war. Anamnetisch wurde am 30.4.08 folgendes notiert: 

Seit ca. 5 Jahren zunehmende Beschwerden im HWS-Bereich vor allem links. Vor drei Jahren Autounfall. Seit Oktober '07 ständiger wandernder Schmerz, hat sich im Kiefer links festgesetzt, nach Schienenbehandlung dann auch rechtsseitige Schmerzen. 

Sie verlautbarte vor Therapie selbst folgendes zu ihrem Gesundheitsproblem: 

Ich habe grundsätzlich linksseitige Probleme, es hat angefangen in der Schulter. Ich hatte das Gefühl, das ist mir dann in den Hals hochgekrochen und dann hatte ich hauptsächlich hier (und zeigt auf das linke Kiefergelenk) einen brennenden Schmerz. Das hat sich dann ausgeweitet auf die andere Seite (zeigt auf beide Kiefergelenke) Kiefergelenkprobleme, mit Knacken und Knirschen. Die Halsmuskulatur ist sehr verspannt und drückt mir auf den Kehlkopf, so dass ich Probleme beim Schlucken habe. Manchmal zog es mir auch bis in den Rücken rein. 

Hier so ein Punkt, wo es nach hier (weist in Richtung Kiefer) ausstrahlt und nach unten (weist am Hals entlang).

Hochinteressant ist, dass sie als Ursprung ihrer Schmerzen genau auf den nach ventral verschobenen Axis zeigt. Schließlich sei auch eine Rechtsseitneigung festgestellt worden: 

Hier so ein Punkt (zeigt genau auf den nach ventral verschobenen Axis), wo es nach hier austrahlt (zeigt auf den Unterkiefer) und nach unten (weist den Hals entlang nach unten).

Unter der Therapie verlautbarte sie folgendes: 

Gut! Es bewegt sich ganz gut, ich hatte das Gefühl, es hat ein großer Krampf nachgegeben hier hinten, also bis hier runter (zeigt auf den Hals). Der Kiefer fühlt sich sehr viel lockerer an.

Ihre abschließende Therapiebeurteilung lautete: 

Ich fühl mich linksseitig befreit. Ich habe das Gefühl, hier gibt es keine Spannungen mehr, die sind wirklich weg. Meine Schulter ist so weit unten wie schon lange nicht mehr, es hat alles sehr nachgegeben. (...) Kaubewegungen: Es knirscht schon nochaber auch hier (linke Seite) ist es  sehr viel lockerer geworden, rechts ist der Schmerz schon noch da. Ich hab das Gefühl, es ist ein echter Fortschritt.


(3) Eine junge Patientin (* 1990) wurde am 22.4.08 behandelt. Im Vordergrund standen Kieferschmerzen. Anamnestisch wurde folgendes notiert:

Beim Kauen, Mundöffnen Schmerzen/Sperre re > li, besonders nach Auffahrunfall in 11/07. Hat Sportakrobatik gemacht, öfter auf Halswirbelsäule gefallen, vor 5 Jahren Haarriss C3. Viel Kopfschmerzen, meist von rechten Halsmuskeln strahlend. Gestern beim Zahnarzt bei längerer Mundöffnung Schmerz im rechten Ohr.

Ihr schriftlicher Kommentar gleich nach Therapie:

Kopfschmerz weg. Ich empfinde es als ein allgemein leichtes Gefühl. Soll so bleiben!

Ihr abschließender Kommentar lautete folgendermaßen:

Oben links: (öffnet prüfend den Mund) Oben rechts: "Keine Schmerzen." Unten links "Auf der Seite (weist an das linke Kiefergelenk) ist es weg." Unten rechts: "hier (weist an das rechte Kiefergelenk) ist es auf jeden Fall nicht mehr so stark, also ganz gering nur noch."

Was sich geändert hat: Ich habe das Gefühl, dass ich eine ganz andere Haltung habe, eine geradere Haltung als vorher. Meine Kopfschmerzen sind weg und generell fühle ich mich im Moment, als ob ich auf einer Wolke laufen würde. "Wie ist es mit den Kiefergelenken?" (öffnet prüfend den Mund) Keine Schmerzen. "Sind die wirklich weg?" Auf der Seite (weist an das linke Kiefergelenk) ist es weg, hier (weist an das rechte Kiefergelenk) ist es auf jeden Fall nicht mehr so stark, also ganz gering nur noch. (Öffnet prüfend den Mund)... ja! (lacht)

Dies bedeutet, dass es bei dieser jungen Patientin aufgrund der Kopfgelenktherapie augenblicklich zu einer mittigeren Stellung des Unterkiefers und damit zu einer Reduzierung ihrer Kieferschmerzen gekommen war. 


(4) Patient (* 1983) wurde am 15.7.2010 behandelt. Anamnestisch wurde folgendes notiert:

Beide Kiefergelenke sind morgens blockiert, rechts löst es sich schneller, links erst nach zwei bis drei Stunden; morgens auch Spannungsgefühl in Halswirbelsäule, das sich erst durch Bewegung/Manipulation löst; morgens schlapp, Schlaf ist nicht erholsam. Müdigkeit seit ungefähr 16. Lebensjahr. Häufig Tubenventilationsstörung vor allem links. Hat oft kalte Hände/Füße. Nasenseptum-Operation wegen behinderter Nasenatmung 2005. Im Alter von 10 Jahren nach Kopftrauma (Kopfsprung) Schmerz in beiden Kiefergelenken.

Offensichtlich hat der Schwimmbadunfall in der Kindheit die Kopfgelenkasymmetrie im Sinne einer starken Zerrung des linken hinteren Digastricus-Muskelbauches verschlimmert, so dass von da an unterschwellige Kiefergelenkschmerzen bestanden. Die Folge des Kopfunfalls war, dass die Kopfgelenke (C1/C2) linksseitig stark nach ventral und lateral versetzt worden waren; die Raumforderung hinter dem linken Kiefergelenk war zum Behandlungszeitpunkt nicht mehr physiologisch zuträglich und löste erheblichen Leidensdruck aus: Die Nachtruhe war nicht mehr in ausreichendem Maße gesichert und die Lösung der erstarrten Kiefergelenke nach dem Aufwachen dauerte viele Stunden. Die Kieferstarre ist so zu interpretieren, dass die kurze Nackenmuskulatur während des Schlafes an Tonus verliert und deswegen der Digastricus-Muskeldruck auf die Kopfgelenke erhöht wird. Die Kopfgelenke (C1/C2) drängen während des Schlafes linksseitig nach vorne/außen (Distraktion), rechtsseitig nach hinten/innen (Kompression) und behindern beim Aufwachen die Kiefergelenkfunktionen. Neben der morgendlichen Kieferstarre und der chronischen Übermüdung litt der Patient an linksseitiger Tubenventilationsstörung und Durchblutungsstörungen in der Peripherie (kalte Hände/Füße). Die peripheren Durchblutungsstörungen deuten auf eine Reduzierung des Grundumsatzes hin, der weitläufig mit der verschlimmerten Kopfgelenkasymmetrie zusammenhängen dürfte. Nicht zuletzt war wahrscheinlich wegen der verstärkten chronischen Verwringung des Nasen-Rachenraums während der Wachstumsphase eine Nasenscheidewand-Operation im Alter von 22 Jahren erforderlich geworden. An dieser Krankengeschichte lässt sich ablesen, wie sehr ein Kopfunfall den gesundheitlichen Werdegang bestimmen kann und dass unter anderem gerade auch die Kiefergelenkfunktionen davon betroffen sein können.

Der nach der Digastricus-Muskelumlagerung unmittelbar erfolgende Rückzug der Kopfgelenke aus dem linken Kiefergelenkbereich ist therapeutisch relevant: Damit hört die knöcherne Raumforderung am linken Kiefergelenk auf, so dass die Strukturen die Möglichkeit haben, sich zu regenerieren. Aus kopfgelenktherapeutischer Sicht ist damit der Grundstein für die langfristige Genesung von Kiefergelenkbeschwerden gegeben. Die Drehwinkelentwicklung weist dies auf: 

Linkes Bild: Rotationsmessungen der horizontalen Drehung, Seitneigung und Beugung/Streckung vor und nach Therapie sowie nach vibratorischer Umstimmung.
  • Die Drehung nimmt nach Therapie um 4% ab.
  • Die Seitneigung nimmt nach Therapie insgesamt um 23% zu; die Linksseitneigung nimmt um 30% zu, die Rechtsseitneigung um 16%. Der SL/SR-Quotient beträgt vor Therapie 0,81 (Linksseinschränkung der Seitneigung), nach Therapie 1,00 (absolute Symmetrisierung).
  • Die Beugung nimmt nach Therapie um 34%, die Streckung um 12,5% zu.

Die Entwicklung der Drehwinkelwerte bei Seitneigung (Symmetrisierung und Erweiterung) und Beugung/Streckung (Erweiterung) weisen auf die Digastricus-Muskelumlagerung hin, die horizontale Drehung bleibt pathognonomisch linkseingeschränkt. Wegen der sehr starren Muskeln im Hals-Nackenbereich konnte sich die horizontale Drehung zwar nicht erweitern, wohl aber haben sich die Seitneigung und die Beugung/Streckung erweitert.


(5) Patientin (* 1962) wurde am 16.6.2008 therapiert. Anamnestisch wurde folgendes notiert:

Häufig, täglich Schmerzen in linkem Kiefergelenk + linkem Ohr. Besserung durch Lokalakupressur. Bruxismus-Schiene. Bei Mundöffnung muss es knacken. Hypermobile Kieferbeweglichkeit, hypotrophe Kaumuskulatur. Öfter BWS-Schmerz, morgens Knacken in LWS, nächtliche Schmerzen lumbosacral. 

Die Patientin schildert ihr Leiden folgendermaßen: 

Am liebsten mit dem Finger ins Ohr rein, weil mir das Ohr so tief innen weh tut, und mit dem Finger im Mund auch am Kiefer entlang: Da könnte ich drücken und am besten 'rausziehen' (deutet mit den Händen jene Selbstbehandlung an). Ich muss Akupressur machen, dadurch ist es trotzdem angenehm. Beim Bewegen des Unterkiefers: Es muss knacken, wenn es nicht knackt, habe ich das Gefühl, es ist verhakt. Es muss knacken beim Aufmachen des Mundes, wenn es nicht knackt, dann ist es vorbei und es kommt noch eine Schmerzkrise. 

Unmittelbar nach Digastricus-Muskelumlagerung verlautbarte die Patientin folgendes: 

Der Kopf ist, als wenn keine Kontrolle drin wäre (wackelt heftig mit dem Kopf hin und her). Ist das normal? Irgendwie ist die Windung jetzt geölt. Vorher quietschte sie, jetzt ist sie geölt. Ich wollte es nicht glauben, ist er überhaupt noch dran, der Kopf? Doch, ganz eigenartig. Das war gut!

Schriftliche Spontanäußerung: "Kopf ist außer Kontrolle, wie eine Marionette."
Hypermobile Kaumuskulatur der o.g. Patientin: Oben links: Mundöffnung, bei der das Kieferknacken statt findet. Oben rechts: extreme, hypermobile Mundöffnung. Unten links: extreme Lateralbewegung des Kiefers nach links. Unten rechts: extreme Lateralbewegung des Kiefers nach rechts.

Bei der Patientin, die ihre chronische Schmerzsituation lebhaft schilderte, hatte sich im Lauf der Jahre eine hypermobile, hypotrophe Kaumuskulatur (Bruxismus) entwickelt, die extreme Schmerzen verursachte, weil der Unterkiefer nicht mehr eng geführt werden konnte. Deswegen kam es häufig zu Dehnungen des sog. cervico-trigeminalen Nervengeflechts, einem Nervengeflecht aus motorischen und sensiblen Nerven, der aus Nerven der Halswirbelsäule (C2-C5) und  dem dritten Trigeminuszweig (Nervus mandibularis) gespeist wird. Diese Nervengeflecht-Dehnungen mündeten regelmäßig in lang andauernde, heftige Schmerzkrisen, die sie durch punktuelle Druckausübung im Mund einzudämmen versuchte. Wenn Kieferknacken auftrat, war das für die Patientin ein Zeichen, dass die Muskulatur noch einigermaßen ausreichend die Kieferöffnung lenkte; fiel das erwartete Kieferknacken aus, fanden die befürchtete Nervendehnung und eine erneute Schmerzkrise statt. Die spontane Reaktion der Patientin auf die Digastricus-Muskelumlagerung war bezeichnend für ihre hypermobile kurze Nackenmuskulatur: Sie hatte kurzfristig den Eindruck als 'verlöre' sie ihren Kopf und demonstrierte extreme Kopfbeweglichkeit. Dies weist auf die extreme Schwächung des Kopf-Hals-Überganges hin, die aufgrund einer dekompensierten Kopfgelenkasymmetrie aufgetreten war.

Unten rechts: extreme Lateralbewegung des Kiefers nach rechts.

Der Atlas hatte im MRT vor Therapie einen Winkel von 94° in Bezug auf seine Umgebung; nach Therapie einen Winkel von 87°. Demnach besteht ein Prae-post-Unterschied von 7°; der linke Atlasfortsatz rückt stark nach ventral. Der Digastricus-Druck hatte auf die geschwächte kurze Nackenmuskulatur Druck ausgeübt und der linke Atlasfortsatz war reaktiv nach dorsal gerückt. Sobald der Digastricus-Druck aufgehoben worden war, konnte sich die Stellung des Atlas normalisieren. Zusammen mit der unter Therapie erfolgenden emotionalen Reaktion und dem langfristigen Therapieerfolg ist dies für die Umlagerung des hinteren linken Digastricus-Muskelbauches Beweis führend  (Radiologischer Nachweis).

Am 22.10.2008 berichtete die Patientin von einer wesentlichen Besserung und im Verlauf der Jahre hat sich bis dato (2012) ihre Symptomatik dauerhaft gelegt.


(6) Patient (* 1972) wurde am 9.5.2008 behandelt. Anamnestisch wurde folgendes festgestellt:

Auffahrunfall 1992, Leistenbruch 2002, Schulterverletzung links nach Sturz Sept. 2006. Seit letzterem Kieferschmerzen links, Ohrknacken links.

Der Patient schilderte seinen Weg folgendermaßen:

Seit September 2006, beim Fußball, Aufprall, bin dann gestürzt, stark auf die Schulter, auf den Kopf, dann linke Seite, konnte dann drei Monate auf der Seite nicht mehr schlafen, starke Schulterschmerzen gehabt. Dann ist es losgegangen: Im April 2007 hatte ich ganz starke Schmerzen im Kiefergelenk, der Kiefergelenkspalt sei aber gut, keine Arthrose, aber starke Abweichung bei der Mundöffnung. Das ist dann besser geworden nach der Schienenbehandlujng, aber was geblieben ist: Beim Schlucken knackt mein Ohr, das hört sich an wie Zeitungspapierrascheln. Hab da hinterm Ohr (zeigt hinter das linke Kiefergelenk) so ein Druck.

Verlautbarung nach Therapie:

Ja, hier ist es weg, das Zeitungspapiergeräusch, der Hals ist leichter, seltsam... ja es ist weg, komisch,...

Aufgrund eines Kopftraumas kam es zu starken Kiefergelenkschmerzen und zuletzt zu anhaltendem zervikalen Crepitus. Letzterer war nach Kopfgelenktherapie verschwunden, weil die linken Kopfgelenke (C1/C2) sich vom Kiefergelenk erheblich entfernt hatten. So konnte es sein, dass der Patient beim Schlucken ad hoc keinen Crepitus mehr hörte. Vermutlich war das Druckgefühl hinter dem linken Kiefergelenk in der Raumforderung des linken Axisfortsatzes begründet.


(7) Auch kommt es nach Therapie vor, dass das Anschlagen am Ligamentum laterale des Kiefergelenks nicht mehr auftritt. Ein Patient (* 1961) mit Kieferknacken, der auch den Mund nicht mehr gut öffnen konnte, stellte gleich nach Therapie hoch erstaunt fest:

Ich hatte beim Mundöffnen ein Knacken. Jetzt guck ich eben mal wie das ist. Total gut, total gleichmäßig, es geht riesenbreit auf, es knackt nicht, ich warte auf das Knacken,... es kommt nicht.

Das erwartete Kieferknacken war ausgeblieben. Durch die nach der Therapie mögliche, mittigere Führung des Unterkiefers, konnte das Ligamentum laterale nicht mehr angerissen werden.


Bei allen oben genannten Patienten mit chronischen Kiefergelenkbeschwerden war therapeutisch relevant, dass sich die linken Kopfgelenke (C1/C2) durch die Digastricus-Muskelumlagerung vom linken Kiefergelenk zurück gezogen haben. Der regelhafte Positionswechsel der Kopfgelenke bewirkt in leichteren Fällen eine sofortige Remission von Beschwerden (Kieferknacken, Crepitus); in schwereren Fällen wird die Voraussetzung für eine Genesung geschaffen. Zur Veranschaulichung wird die oben angeführte Kasuistik zusammengefasst:

  1. Die Fachärztin für Kieferorthopädie notierte ihre Selbstbeobachtungen folgendermaßen: Bessere Schluckfähigkeit, erhöhte Beweglichkeit des Unterkiefers (Lateralbewegung) nach links, muskulärer Tonus weitläufig reduziert, linksseitige Augenkoordination und Kopfdrehungen erhöht.
  2. Die Patientin mit chronischen Kieferschmerzen und hypermobiler Kiefergelenkmuskulatur bemerkte eine sofortige starke Erleichterung, ein Herabsenken der linken Schulter, eine Ausbleiben der Kieferschmerzen auf der linken Seite und eine Verminderung der Schmerzen auf der rechten Seite.
  3. Die junge Patientin stellte eine geradere Körperhaltung fest und ein sofortiges Ausbleiben der Schmerzen auf der linken Seite und eine Verminderung derselben auf der rechten Seite.
  4. Vom Patienten, der von einem Schwimmbadunfall in der Kindheit ausgehend chronisch unter Kieferschmerzen gelitten hatte, liegen keine katamnestischen Angaben vor.
  5. Die Patientin mit extremen Schmerzen und hypermobiler Kiefergelenkmuskulatur ist langfristig genesen. 
  6. Der Patient, bei dem nach einer Fußball-Verletzung ein Crepitus cervicalis weiter bestanden hatte, war von diesem Symptom erlöst.
  7. Beim Patienten mit häufigem Kieferknacken blieb jenes aus.

Die Therapieergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Rückzug der Kopfgelenke vom linken Kiefergelenk und die darauf hin mögliche, mittigere Stellung und Führung des Unterkiefers zu einer Spontanremission einiger Kiefergelenk spezifischer Symptome führt, die von den o.g. Patienten angeführt wurden: 

  • Lateralverlagerung des Kiefers nach links besser möglich (1),
  • bessere Augenkoordination links (1),
  • Muskeltonusreduktion im Kiefergelenk- und im Hals-/Nackenbereich (1, 2, 3, 4),
  • Herabsenken der linken Schulter (2),
  • Ausbleiben der Kieferschmerzen links (2, 3),
  • Verminderung der Kieferschmerzen rechts (2, 3),
  • geradere Körperhaltung (3),
  • Ausbleiben von Crepitus (6) und Kieferknacken (7).

Chronische Kiefergelenk-Symptomatiken remittieren allmählich und langfristig nach Maßgabe der vorhandenen Regenerationsfähigkeit. Bei einer Patientin (5) wurde eine langfristige, stabile Remission beobachtet. Stets muss, insbesondere bei hypermobiler Kiefergelenk- und kurzer Nackenmuskulatur die Stellung der Kopfgelenke und das Befinden zu Beginn der Therapie in kurzfristigen Zeitabständen überprüft werden. Auf die Jahre hin, nachdem die kurze Nackenmsukulatur weitgehend symmetrisiert und erstarkt ist, sollte der Patient mit der Kenntnis der Selbstbehandlung für den möglichen Fall, dass der linke hintere Digastricus-Muskelbauch unter besonderen Umständen doch noch einmal 'zurückspringt', entlassen werden.