Kopfgelenktherapie nach Picard
die Website ist auf deutschin englishen españolen français

Umkehrbarkeit der Digastricus-Muskelumlagerung

Eine Digastricus-Muskelumlagerung, die bei einem Kopfgelenkasymmetrie-Erkrankten vorgenommen wird, macht sich gerne - wegen der atrophierten kurzen Nackenmuskulatur und der allgemeinen Schwächung der linken Körperseite - irgendwann einmal unbemerkt von selbst rückgängig. Man hat den alten Zustand der asymmetrischen Digastricus-Muskelführung erneut vorliegen und deswegen taucht die Frage auf: Die Digastricus-Muskelumlagerung sei nicht dauerhaft, sei sie denn dann überhaupt sinnvoll? Die Muskelumlagerung ist sinvoll, wenn und nur wenn die Symmetrie der Digastricus-Muskelführung vom Therapeuten und/oder dem Patienten selbst kontrolliert und erhalten wird. Es muss in der Weise ein Zeitraum überbrückt werden, in dem die kurze Nackenmuskulatur aufgrund der symmetrischen Muskelführung erstarkt und eine Rückkehr in den asymmetrischen Zustand unwahrscheinlich wird. Aber auch nach langer Zeit kann der asymmetrische Zustand erneut auftreten, zum Beispiel aufgrund eines Stoßes, Sturzes oder einer besonderen Belastung. Die Situation bleibt labil und muss ein Leben lang gepflegt und überwacht werden. Der alte Zustand des hinter und unter dem linken Atlasfortsatz herlaufenden Digastricus-Muskelbauches bildete sich nachweislich erneut unter folgenden Bedingungen:

  1. Eine Frau hatte wiederholt ein schweres Gewicht (einen übergroßen Sack voller nasser Blätter) hinter sich hergezogen und dabei den Kopf gekippt und verdreht gehalten.
  2. Ein schmächtiger junger Mann verdrehte gewohnheitsmäßig den Kopf beim Rückwärtsfahren.
  3. Eine Frau in mittlerem Alter hatte extreme Verdrehungsübungen gemacht.
  4. Eine ältere Frau hatte sich beim Baumschneiden übernommen.
  5. Ein Geiger musste den Kopf stark nach links gewendet und gekippt halten, um seinen Beruf auszuüben.

In zweien dieser Fälle war Unwohlsein aufgetreten; sobald die Digastricus-Muskelumlagerung erneut vorgenommen worden war, kehrte die Erleichterung wieder zurück. Das Problem bei einer späteren Rückverlagerung des hinteren Digastricus-Muskelbauches ist, dass das eigentliche Ereignis vom Patienten in der Regel gar nicht bemerkt wird. Deswegen muss beim erneuten Auftreten bestimmter Symptome an eine Rückverlagerung gedacht werden.

Einige der Einflussgrößen, unter denen eine Rückverlagerung des linken hinteren Digastricus-Muskels in den alten Zustand passieren kann, sind folgende:

  • Hypermobilität des Kopf-Nacken-Bereiches,
  • ausgeprägte vorhergehende Kopfgelenkasymmetrie mit schwerer Begleitsymptomatik,
  • häufiges Kippen und Verdrehen des Kopfes unter Vibration oder Anstrengung,
  • zeitliche Nähe zur Therapie.

(1) Es konnte sehr selten beobachtet werden, dass bei dazu veranlagten Patienten ein 'Zurückspringen' in die Asymmetrie zu Beginn der Therapie sehr oft geschehen kann:

Ein Patient, der seit Jahren sehr stark unter der Asymmetrie gelitten hatte, hatte aufgrund der Behandlung eine deutliche Sofortentlastung erlebt und dann bereits bei der Rückfahrt die Erfahrung gemacht, dass der linke hintere Digastricus-Muskel 'zurückgesprungen' war. Beim Zweittermin erlernte er die Selbstbehandllung. Der Patient berichtete, er müsse diese 1 - 2-mal täglich durchführen. Nach einiger Zeit seien die Intervalle bereits deutlich größer geworden, wohl durch eine Kräftigung der umgebenden Muskulatur, die zunehmend besser in der Lage sein dürfte, die neue Symmetrie zu halten. Der Patient war schon gleich zu Beginn sehr dankbar, da er nun eine Möglichkeit hatte, sich selbst bei seiner vormals unerträglichen Symptomatik zu helfen.

Dies ist eine eindrückliche und ermutigende Patientengeschichte, da selbst bei anfangs sehr häufigem Zurückspringen des linken hinteren Digastricus-Muskels sich bei regelmäßiger Selbstbehandlung und zwischenzeitlicher Kräftigung der umgebenden Muskulatur im Laufe von Monaten ein immer stabilerer Zustand eingestellt hatte (anfangs 1 - 2 mal tägliche (!) Umlagerung, nach einem Zeitraum von sechs Monaten nur noch ca. 1 bis 2 mal im Monat).

(2) Skoliose, zweite Patientin,

(3) Schluck- und Stimmstörung, erste Patientin.


Die Rückverlagerung des Digastricus-Muskels kann auftreten,

  • solange die kurze Nackenmuskulatur noch nicht unter den neuen, symmetrischen Bedingungen ausreichend erstarkt ist, aber auch
  • ereignis- und belastungsbedingt.

Es handelt sich um ein Phänomen, dem dadurch Rechnung getragen werden muss, dass man den Patienten darüber ausreichend informiert und ihn gegebenenfalls längerfristig begleitet.